LOGBUCH JUNI

Sonntag, den 30.06.2013  (61. Tag)

Seit zwei Monaten bin ich jetzt unterwegs, die meiste Zeit davon alleine. Jetzt freue ich mich auch auf die Familie. Am Donnerstag kommt Dani und am Sonntag Coco mit Fred und Frieda. Dann ist Schluss mit "... mein Boot, meine Regeln...!" Die Familie wird wieder das Heft des Handelns (zumindest für die nächsten 27 Tage) in die Hand nehmen, und das ist gut so. Bis dahin lasse ich mich langsam bis Kalmar (da steigt Dana zu) durchsacken. So auch heute, um 09:15 Uhr ging es nach einem ausgiebiegem Frühstück nach Borgholm. Kannte ich bisher das etwas andere Wetter von Berichten aus der Heimat via Skype oder Internet, wurde ich auf den 30 Meilen von Byxelkroog nach Borgholm erstmals damit hier in Schweden konfrontiert. Temperatur im Cockpit 11 Grad, Regenschauer und natürlich starker Südwind. Bisher dachte ich immer, dass wenn man nach Süden fährt das Wetter besser wird, aber das war ja wohl nichts. Gut das ich mir Reserve eingeplant habe, sonst würde es terminlich mit dem Rückweg und der Famile schwierig werden können. So ist aber alles "sportlich aber machbar". Liege jetzt hier am wohl beliebtesten Ort Ölands, wo auch die königliche Familie ihren Ferienpalast vorhält und diesen in den Sommerferien auch oft besucht. Morgen werde ich das Umland erkunden und mich treiben lassen. Der Kurscomputer der Selbststeueranlage funktioniert übrigens wieder, und meine Totmannschaltung läuft ebenfalls einwandfrei. Ich hoffe mir bleiben weitere Ausfälle erspart.

Da schlagen die Herzen von Frank und Josef höher!! (Targa 44)

Verspielt sind sie, die Schweden.
Samstag, den 29.06.2013  (60. Tag)
Es gibt so Tage, da läuft es einfach nicht rund. Heute Morgen um 05.30 Uhr konnte ich bei bestem Wetter (S 3-4) noch im Hafen von Visby das Großsegel und den CodeZero setzen. Schnell war der Motor aus und ich freute mich auf tolles Segeln nach Öland. Leider stellte sich ziemlich schnell heraus, dass mein Kurscomputer von der Selbststeueranlage einen Softwarefehler hatte. Alles drücken der 1000 Knöpfe nützte nichts, er wollte nicht mehr, mit dem Ergebnis das ich selber die Strecke von 50 Seemeilen  "Ruder gehen" mußte. Nun hatte ich anfangs noch moderate Winde und bei gutem Trimm der Segel, konnte ich das Rad mal feststellen und mir schnell einen Tee machen. Ganz langsam aber briste es immer mehr auf und ich musste vom Codezero wieder auf die Genua umsteigen. Dabei stellte ich fest das mein Gennakerbaum, obwohl ich ihn im Winter extra verstärken ließ, den Kräften des 70 qm Vorsegels nicht gewachsen war und zum Totalschaden mutierte. Für meinen Törn erstmal nicht schlimm, war jetzt ja die Genua angesagt. Auf halber Strecke zwischen Gotland und Öland war, aufgrund des weiter zunehmenden Windes, wieder ein Reff in Groß und Vorsegel erforderlich. Mittlerweile habe ich das auf meinen Törns so oft gemacht, dass ich dafür maximal noch 5 Minuten benötige. Von da an ging es zwar entspannter weiter, das stundenlange Rudergehen schlauchte mich dennoch sehr. Auf Öland im Hafen Byxelkrog angekommen, benötigte ich trotz der Hilfe am Steg vier Anläufe, um bei mittlerweile Bft. 6-7 quer zum Boot, die Muringtonne mit dem Bojenhaken zu erwischen. Damit aber noch nicht genug, ich war zwar fest, lag aber wie ein Gummiboot quer auf dem Liegeplatz. Der Wind war mittlerweile so stark, dass ich es fast nicht geschafft habe Butscher über die Muringtonne gerade in die Box zu ziehen. Dabei habe ich mich über eine halbe Stunde (!!) so verausgabt, dass ich den ganzen folgenden Nachmittag Krämpfe in den Unterarmen und Händen hatte. Jetzt noch schnell den Motor aus und alles ist gut, aber weit gefehlt. Der Motor ließ sich mal wieder nicht über das Zündschloss abstellen, scheiße! Nach dem Studium des Handbuchs, der Überprüfung aller Steckverbindungen und Sicherungen, habe ich dann einen "totmannähnlichen" Hebel am Motor entdeckt und konnte die Maschine endlich ausstellen. Jetzt habe ich mir eine wilde Konstruktion gebaut die es mir erlaubt, über 1.20 m festes Takelgarn und diversen Rollen und Schäkeln, den Motor erstmal vom Niedergang ohne Öffnen der Holzverkleidungen auszumachen. Ich hoffe es hält bis zum Ende der Reise durch! Sitze jetzt hier im Boot und werde immer noch kräftig im Hafen durchgeschaukelt. Willkommene Abwechselung sind immer andere Schiffe, die wie ich zuvor auch, Hafenkino bei ihren Anlegemanöver bieten. Der Kurscomputer hat heute Abend einen vom Handbuch vorgegebenen "Werksreset" erfahren und läuft scheinbar auch wieder. Jetzt noch kurz die Nachrichten über das Internet und dann gehts ab in die Koje.

Dickwandiges Edelstahlrohr hält nicht. Muß wohl abgefangen werden.

Meine wilde Konstruktion, die "Totmannschaltung" aus Zwirn.

Die Sauna ist umsonst, der Weg dahin stellt vieleicht das Problem dar!

Die schwedische Südküste im Sonnenuntergang
Donnerstag, den 27.06.2013  (58. Tag)
Heute morgen um 10:00 Uhr konnte ich den Leihwagen für meine Erkundungstour "Gotland rund" vom Hafenmeister  übernehmen. Hatte ich mich bei der Anmietung gestern schon darüber gewundert, dass ein Passat Diesel einschl. Versicherung etc. nur 51 € pro Tag kosten soll, wurde mir jetzt der Deal klar. Die bei der Übernahme des Fahrzeugs (Kilometerstand 489.000) gemeinsam auszufüllende Checkliste zur Feststellung von Vorschäden, war länger als die bei einer Massenkarambolage am Kamener Kreuz! Aber, der Wagen war von innen sauber und was soll ich sagen, er lief wie eine Eins! So bin ich heute schlappe 300 km über und um die Insel gedüst. Neben dem wirklich im Überangebot vorkommenden Kieferbäumen, fällt vor allem der in unendlich vielen Formen existierende Kalkstein auf. Was waren das früher für Baumeister und Handwerker, was hat die Natur für bizarre Gebilde geschaffen. Alleine die toll geschichteten Stadtmauern oder Grundstückseinfassungen verlangten echte Handwerkskunst. Die Stadt Visby mit ihren ca. 20.000 Einwohnern verfügt über eine relativ große intakte Altbausubstanz, die einen staunen läßt. Übrigens könnte man sagen, ich setzte hier die Tour zu den Hansestädten fort. Visby war, aufgrund der überaus guten Lage in der Ostsee, bedeutender Handelsstützpunkt der Hanse. Dabei haben die Stadtväter ganz eng mit der Hansestadt Lübeck kooperiert und sich so den Zorn der eigenen Großbauern, die gleichzeitig auch Handel und Schifffahrt betrieben, zugezogen. In der Folge wurde lange kriegerische Auseinandersetzungen geführt. Zwischenzeitlich eroberte auch der Dänenkönig Valdemar Atterdag Visby (der hat ja wohl überall in der Ostsee sein Unwesen getrieben). Erst 1645 fiel die Stadt wieder der schwedischen Krone zu. Die Folgen dieser Auseinandersetzungen kann man im Stadtbild heute noch nachvollziehen. Der triste Nordteil der Insel mit dem Farösund hat mir allerdings nicht gefallen (wobei die Insel Farö auf der anderen Seite sehr schön sein soll. Hier hat ürigens der bekannte schwedische Filmregisseur Ingmar Bergmann gelebt und Filme gedreht. Er ist hier auch beerdigt). An Gotlands Ufern ist von Steilküsten bis zum feinen Sandstrand alles zu finden. Die Insel lebt heute von der Ausfuhr von Kalkprodukten, Landwirtschaft und in besonderem Maße vom Tourismus. Auch hier liegen täglich mindestens drei Passagierdampfer, die in mehreren Linien von Schweden kommen, an der Pier. Bei den Passagieren handelt es sich allerdings größtenteils nicht um Tagesgäste, sondern um Urlaubsgäste die länger bleiben. Alles ganz interessant zu beobachten. Insofern war das heute für mich eine runde Sache. Morgen kümmere ich nochmal um das Schiff und gehe in die Altstadt, und für Samstag ist der Törn nach Öland geplant (Wind und Wetter vorb.....!). Ach ja, Nachtrag: Heute Sonne satt, 23 Grad und viel Wind!

Gotland rund und mitten durch!

Die sehr gut erhaltene Stadtmauer aus Kalkstein

Auch altes Fachwerk findet man hier

An vielen Ecken spielen die "Alten" Petanque
Mittwoch, den 26.06.2013  (57. Tag)
Der Wetterbericht war so vielversprechend. Tollstes Segelwetter so die Prognose und wenn ich sofort den 90 Meilentörn starte, erwische ich ein letztes Wetterfenster mit stetigem NO für die Reise nach Godland. Anschließend soll der Wind auf Süd drehen und ein paar Tage so bleiben, damit wird es schwieriger. Für mich hieß das zwar irgendwann in der Nacht "Landfall", aber bei moderaten Bedingungen dürfte dieses kein Problem sein. Also startete ich mittags von Nyneshamn bei Windstille. Das war weiter nicht schlimm, konnte ich doch lt. Prognose damit rechnen, nach spätestens zwei bis drei Stunden vom zunehmenden NO zu profitieren. So war es denn auch. Der Motor konnte schnell abgestellt werden und ich segelte einen tollen Raumwindkurs mit ungefähr 6 Knoten nach Visby auf Godland. Zu Beginn der Reise konnte ich mir zwischendurch noch etwas zu essen machen und auch lesen. Das sollte sich jedoch bald ändern. 30 Seemeilen vor Visby zog eine gewaltige Regenfront auf. Ich habe daraufhin vorsichtshalber ein Reff in das Großsegel gebunden, alles fest verstaut und bin in das Ölzeug geschlüpft. Das war genau richtig, erwischte mich doch die erste Regenbö mit Bft. 6 ziemlich schnell. Glücklicherweise war es diesmal nicht so kalt wie bei meiner Nachtfahrt in den Kalmarsund vor 4 Wochen und somit gut auszuhalten. Die nächsten Stunden ging es immer so weiter. Es kam ein Regenschauer nach dem anderen, und ab und zu war auch etwas mehr Wind dabei. Ungefähr 15 Seemeilen vor Visby konnte ich die ersten Lichter von Godland sehen. Diese verschwanden allerdings durch die schnell ziehenden Regenschauer immer wieder. Leider beruhigte sich die Lage in soweit nicht, als dass jetzt Dauerregen mit Bft. 6 aus NO herrschte. Um Mitternacht passierte mich, von achtern parallel kommend in einer Entfernung von 0,5 Seemeilen, die Godlandfähre "Visby" mit 29,5 Knoten (!!) und ich war dankbar, dass ich einen aktiven AIS-Transponder und auch einen aktiven Radarreflektor habe. Sehen konnten wir uns aufgrund der Wetterlage somit nur "elektrisch", aber das reichte ja. Um 01.35 Uhr bin ich dann ich eingelaufen. Die Ansteuerung ist relativ sicher und einfach und der Vorhafen so groß, dass ich dort gut geschützt die Segel bergen konnte und die Fender und Leinen klarierte. Der Hafen ist zwar ziemlich voll, ich habe jedoch in der schönsten hintersten Ecke einen tollen Platz gefunden. Leider hat mir beim Anlegen keiner helfen können. Dies lag zum einen an der mittlerweile "nachtschlafende Zeit" und zum anderen an den wolkenbruchartigen Regenfällen. So dauerte es eine gute halbe Stunde bis ich, einschl. des "fünften Festmachers", gut vertäut an der Muringtonne lag. Eine Stunde später ging ich ziemlich geschafft in die Koje und siehe da:" Es regnete nicht mehr!" Nach einem deftigen Frühstück wird jetzt die Insel erkundet. Die  Sonne scheint und die Klamotten von heute Nacht werden auch wieder trocken.

Da sah noch alles friedlich aus ... irgendwo dahinten ist Godland

Butscher in Visby

Funktionskleidung muß getrocknet werden. Die 10 Jahre alten Stiefel feuchten jetzt durch!
Montag, den 24.06.2013  (55.Tag)
46 Seemeilen Motorfahrt sind für Segler wirklich eine Strafe. Aber wie sang Hans Albers schon: "... der Wind weht meistens stets vorn, wenn´s windstill ist weht keiner ...!" Und heute wehte kein Wind, gar keiner. Dafür gelangen mir bei der Ausfahrt von Stockholm einige schöne Fotos. Gleich nach dem Frühstück bin ich vorbei am Tivoli (Vergnügungspark direkt am Wasser) und wurde mehrfach von den dicken Kreuzlinern an den Rand des Fahrwassers gezwungen. Wie auch schon in Tallin festgestellt, ist der Kreuzfahrttourismus an den großen Ostseehäfen wie Tallin, Riga, Stockholm, Kopenhagen, Kiel, Oslo oder auch Helsinki etc. mittlerweile extrem ausgeprägt, und wichtige Einnahmequelle für den Touristikbereich der Städte geworden. Man muss sich jedoch einmal vorstellen, was in Hafen- und Innenstadtnähe los ist, wenn mal eben (keine Seltenheit) vier Kreuzfahrer gleichzeitig mit jeweils ca. 2.500 bis 3.000 Gästen an Bord den Tagesausflug an Land starten. Da geht es dann zu wie in den goldenen Jahren Helgolands in den 70er und 80er Jahren, als der zollfreie Einkauf noch lockte und diverse Reedereien den Fuselfelsen anliefen. Nicht jeder ist in der tollen Situation wie ich, die Städte auf eigenem Kiel anzusteuern und den Feierabend (nach 17:00 Uhr) ohne Kreuzfahrer vor Ort zu geniessen. Ich liege jetzt in Nynesham, und bin fast ausschließlich von schwedischen und finnischen Sportbooten umgeben. Dies liegt wohl daran, dass die Langzeitsegler (Mai bis Oktober) sich alle mittlerweile weiter östlich befinden, z.B. Ostschweden, Aalands und Finnland und die Kurzeitsegler (mit Normalurlaub) aus England, Holland und Deutschland entweder noch keine Ferien haben, oder aber die Strecke bis hierher in drei bis vier Wochen als wenig entspannend empfinden. Mit ein paar schönen Schärentagen und auch ein paar Tagen schlechtes Wetter sind für diese Strecke doch ganz schön Meilen abzureiten. Ich gehe davon aus, dass wir im deutschlandnahen Südschweden im Bereich der Hanöbugt, wieder vermehrt auf Landsleute treffen werden. Ich werde morgen ausschlafen, bunkern und langsam weiter Südwest machen. Vieleicht sind Gotland und / oder Öland ja auch noch drin.

Schiffsbegegnung im Morgengrauen

"Och nicht schlecht, wa?" (Haus, Boot, Oldtimer, eigener Hafen)

Schleichweg nach Stockholm (nur etwas für die Kleinen!)

Eine in Schweden übliche Lagerung. Da braucht das Unterwasserschiff wenig Pflege.

Wenn alle motoren müssen fällt es leichter!
Sonntag, den 23.06.2013  (54. Tag)
Freitag und Samstag, jeweils von 17:00 Uhr bis 01:00 Uhr, waren die Schweden zum Mittsommernachtsfest in Malmakvan außer Rand und Band. Neben diversen kulinarischen Genüssen wurde natürlich jegliche Art von Alkohol ausgeschenkt. Das Bier, immerhin zum Preis von 7,50 € pro Glas, wurde immer gleich als große Runde bestellt, dazu Musik vom DJ und der kleine Schärenhafen kochte. Es wurde getanzt und gesungen und von Oma und Opa bis hin zu den Jüngsten ware alle dabei. Besonders imponierend war für mich der Ausklang. Mit dem Glockenschlag 01:00 Uhr wurden die teils noch halbvollen Gläser abgestellt und das Fest verlassen. Musik aus, mit fünf Mann aufgeräumt und um 01:15 Uhr war Ruhe im Hafen, Respekt! Mit meinen beiden Berliner Crews Friedmar und Fritz nebst Gattinnen, habe ich eine tolle Zeit in diesem kleinen Hafen in den Stockholmer Schären verlebt. Heute Morgen um 07:00 Uhr zog es die beiden Crews Richtung Arholma um anschließend zu den Aalands zu fahren. Ich bin daraufhin auch los, und habe eine wunderbare Fahrt nach Stockholm gehabt. Bei teilweise nur 3 Meter Wassertiefe und einer Rinnenbreite von nur 8 Meter bin ich einer empfohlenen Route von Friedmar gefolgt. Belohnt wurde ich mit beeindruckenden Küstenperspektiven auf die Lebensart der Stockholmer "Upper Class". Morgens früh um 9:30 Uhr saß man unterhalb des "bescheidenen Anwesens" am Steg, direkt am Wasser und genoß das Frühstück. Als Fachmann wird mir allein bei den Unterhaltungskosten dieser Anwesen schwindelig, aber das hat was! Im Wasahafen (Stadtmitte) angekommen, machte ich mich sofort auf den Weg zu einem Stadtbummel. Auch der Besuch des Wasamuseums wurde von mir wahrgenommen. Ich muß sagen, Stockholm ist (soweit ich das nach einem dreiviertel Tag beurteilen kann) eine tolle, eine internationale und eine pulsierende Stadt. Hier kann man sich auch mehrere Tage aufhalten. "His Majesty King Carl XVI Gustaf" ist scheinbar der gleichen Auffassung und wirbt an einigen Stellen der Stadt für die Bewahrung Stockholms Einzigartigkeit. So, langsam rückt der Termin näher, dass meine Dana an Bord kommt. Deshalb werde ich morgen früh Richtung Nyneshamn aufbrechen und damit endgültig den Rückweg einläuten. Da eine, für eine Abkürzung durch den Schärengarten wichtige Brücke diesen Sommer saniert wird, bedeutet dies für mich einen Umweg von ca. 100 Seemeilen. Aber wie sagt man so schön: "... der Weg ist ja das Ziel..."!

Mittendrin statt nur dabei. Butscher vor dem Clubhaus

Beeindruckende Bauwerke in Stockholm

... ist das der Weg nach oben?

Der wollte sich mit mir ne Wettfahrt liefern!
Freitag, den 21.06.2013  (52. Tag)
Die halbe Woche in Mariehamn (Aalands) war von Sightseeing geprägt. Ausgiebige Fahrradtouren und Stadtbummel habe ich dort unternommen. Wie in Schweden dominiert hier die typische Holzhausarchitektur die sehr gediegen und beschaulich wirkt. Dazu passt die gemütliche und freundliche Art und Weise der Aaländer. Mariehamn ist ein beliebtes Ziel für Ostseekreuzfahrer. Bis zu 6 Kreuzfahrtschiffe legen hier über Tag an und auch wieder ab. Der besondere zollrechtliche Status der Aalandinseln lässt hier auch noch Butterfahrten für den zollfreien Einkauf zu. Das ganze scheint für die Reedereien so interessant zu sein, dass in den täglichen Liegegebühren von 25 € (für z.B. meine Bootsgröße), eine Tagesfahrt als Benefit (hin und zurück) auf einem echten Kreuzfahrer nach Schweden, für den Einkauf der Waren angeboten wird. Morgens stehen die Busse am Hafen und holen die Yachties ab. Sehr viele Skipper nutzen diesen Service zum "nachproviantieren", sind doch die schwedischen und finnischen Preise für Lebensmittel und natürlich auch Spirituosen erheblich teurer als im übrigen Europa. Gestern gegen Mittag (12:00 Uhr) hatte ich eigentlich nur den Sprung von den Aalands zur schwedischen Ostküste vor. Das wären so ungefähr 35 Seemeilen gewesen. Kurz vor dem Erreichen der Küste bekam ich einen Anruf von den beiden bekannten Berliner Crews, die die berühmte schwedische Mittsommernachtsfeier im Malmakvan im Stockholmer Schärengarten feiern wollen. Sie hätten sich vernünftige Plätze erkämpft und den Hafenmeister mit "Feiglingen" überzeugt einen weiteren Platz für Butscher zu reservieren. Ich bräuchte nur noch herkommen, sie würden sich um alles weitere kümmern. Ich habe daraufhin den Kurs abgesteckt und bin in "illingscher Doppelschlagmanier" weitere 38 Seemeilen nach Malmakvan gefahren. Abends um 22:30 Uhr bin ich dann nach 73 Seemeilen ziemlich geschafft in Malmakvan eingelaufen. Nach einem großen Hallo gab es erst Champagner, später Bier und zum Schluß noch Rum mit Cola. Dadurch das es hier im Moment auch nachts nicht richtig dunkel wird, wird das Zeitgefühl völlig ad absurdum geführt. Bierselig stellten wir plötzlich fest, dass es schon 02:30 Uhr ist. Da viele Schweden die Mittsommernacht von Mittwoch bis Sonntag ähnlich feiern, ist die Stimmung im ganzen Hafen entsprechend. Heute heißt es erstmal ausruhen (vom Urlaub!!?) und den schweren Kopf pflegen. Sonntag geht es weiter nach Südwest, evtl. laufe ich vorher noch den Stockholmer Stadthafen an, mal sehen. Um 18:00 Uhr wird heute ein geschmückter Baum (ähnlich unserer Maibäume) mit großem Brimborium aufgestellt. Der ganze Hafen ist zur Zeit damit beschäftigt den Baum zu schmücken und sich rauszuputzen. Die Sonne scheint, Kinder spielen auf der hafennahen Wiese, Familien machen Pichnick und aus allen Lautsprechern ertönt leichte Mucke.

Diese Aufnahme habe ich nachts um 0:15 Uhr in Mariehamn gemacht. So hell war es noch.

Schärenfahrt bei Sonnenuntergang am Donnerstag um 22:00 Uhr.

Der granitharte Hafenzugang in Arholma, hier muss alles durch.

Hier musste ich schnell "reißaus nehmen"
Montag, den 17.06.2013  (48. Tag)
Heute morgen um 11.00 Uhr auf halber Strecke zwischen Schweden und Finnland, habe ich die Gastlandflaggen getauscht. Zuvor bin ich gestern vom schönen Malmakvan nach Arholma gesegelt. Entgegen meiner ursprünglichen Planung draußen vor den Schären zu segeln, habe ich den Weg quer durch die Schärenwelt gewählt, immerhin eine Strecke von ca. 40 Seemeilen ständiger Achtsamkeit, weil ich ja nur alleine am "warschauen" bin. Belohnt wurde ich mit tollen Eindrücken, super Wetter und in Arholma angekommen mit absoluter Einöde! Das war so nicht abgemacht. Wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin, freue ich mich abends auf ein bischen Hafenleben, aber nichts dergleichen, nicht mal eine Mülltonne gab es da, von Internet oder Telefonzugang ganz zu schweigen. Ich habe hier das erste Mal mit Heckanker anstatt an der Muringtonne mit Bojenhaken festgemacht, hat gut geklappt. Nach einer sehr kurzen abendlichen Inselwanderung gings es ab in die Koje, wollte ich doch heute früh Richtung Aalandinseln ablegen. Um 08:00 Uhr verließ ich dann auch die Bucht von Arholma genauso vorsichtig wie ich sie am Abend vorher angelaufen hatte. Hier liegen nämlich keine Tonnen aus bzw. sind keine Stangen gesteckt. Kurz vor der freien See wurden dann die Segel gesetzt und ein herrlicher Nordwest der Stärke 4 Bft. blies mich auf die zu Finnland gehörende Inselgruppe. Nachmittags um 15:00 Uhr empfing mich bei strahlendem Sonnenschein die Viermastbark Pommern (P-Liner) im Westhafen von Mariehamn. Beim Anlegen hatte ich einen Skipperbegegnung der dritten Art. Der Eigner einer wunderschönen Nissen Holzyacht, bei der mich erdreistete mit meiner Aluschüssel nebenan liegen zu wollen, war (lautstark) "... so damit nicht einverstanden!" Selbst meine Ausführungen (ich lag zur Zeit seiner Ansprache kopfüber der Reling und versuchte den hinteren Gurtfestmacher zur Boje stramm zu ziehen) das ich ja noch am festmachen bin, vier Fender zwischen den Booten liegen und er bzw. seine Frau doch auch gerade noch die Boote auf Abstand halten könnte, konnten Ihn nicht beruhigen. Wie Zebulon agierte der sichtlich nervöse Skipper: "... schließlich sei sein Rumpf hochglanzpoliert!" Die Sache bzw. Zebulon beruhigte sich erst, nachdem ich fragte wo denn solche Manieren gelehrt werden, und seine verehrte Gattin(?) beruhigend auf ihn einwirkte und sagte: "es ist doch noch gar nichts passiert!" Kurzeitig überlegte ich ihm anzuraten sein tolles Boot zu fotografieren, und als Bild über sein Sofa zu hängen, anstatt so ein Schiff den Gefahren des Gebrauchs im Hafen und auf See auszusetzen!! Ich habe es mir aber verkniffen. Übrigens, Finnland gehört zur Eurozone, hier wird wieder mit Euro statt mit Kronen gezahlt. Gesprochen wird hier schwedisch und auch die Kultur ist schwedisch geprägt, obwohl die Alands völkerrechtlich zu Finnland gehören. Und weil die Aalands innerhalb Finnlands autonom sind, werde ich mir morgen die Aalandflagge holen und diese gegen die finnische Gastlandflagge tauschen.

"Da brackert wie so an vorbi!" Da kennt der Schwede nichts, auch wenn es eng ist.

Das offene Sägewerk auf Arholma wäre etwas für unseren Kalli. Sägeblatt lief noch...

Man beachte das Sprungbrett im Vordergrund

Mariehamn (Alands) Westhafen. Im Vordergrund die Pommern (P-Liner)
Samstag, den 15.06.2013  (46. Tag)
Um 06.45 Uhr heute morgen hieß es:"Leinen los!" Nach zwei Tagen Schietwetter in Nyneshamn sollte es in die in allen Hafenhandbüchern als wunderschön beschriebene Bucht "Malmakvan" gehen. Nach ca. 32 sm und knapp 5 1/2 Std. später, in denen ich ob des Raumschotkurses bald verückt geworden bin (ständig wurde die Genua vom Großsegel abgedeckt), erreichte ich dieses wirklich wunderschöne Plätzchen im Stockholmer Schärengarten. Ein etwas betagter Hafenmeister wies mir einen der wenigen Liegplätze zu, erklärte mir die Funktion der "Trockentoilette des Vereins" und meldete für den Abend eine Stegparty, an der ich gerne teilnehmen könnte, an. Bei meiner üblichen Bordroutine nach einem Törn (klar Schiff)  wurde ich, just unter Deck, von eimem Ramming in das Heck von Butscher nach oben gerufen. Ein mir bekanntes nettes Segelehepaar aus Greifswald, trieb unfreiwillig mit ihrer "Hanse 341, nachdem Butscher den Annäherungsversuch abgewehrt hatte, mitten im Hafenbecken. Das dargebotene Hafenkino der beiden, wurde gerne von den wenigen anwesenden Skippern und Besatzungen kritisch beäugt. Ich selbst stand in meiner Plicht, als plötzlich ein schwedischer Skipper (älteren Baujahres) direkt neben mir in der Plicht stand und auf Englisch munkelte:" ... what happend?" Ich erklärte Ihm daraufhin, dass alles in Ordnung sei und die beiden jetzt einen neuen Anlauf unternehmen würden. Er meinte dann, wenn er schon mal bei mir sei, könnte man ja gemeinsam abwarten ob noch etwas passiert! Irgendwann war der schwedische Kollege dann, genauso plötzlich wie er neben mir stand, wieder verschwunden. Der zweite Anlauf der beiden Hansesegler gelang, und eine anschließende Sichtprüfung an Butschers Heckteil ergab keinerlei Beanstandungen. Nachmittags habe ich dann eine Spaziergang gemacht und dachte die ganze Zeit daran, was meine liebe Coco hier für eine Freude hätte. Direkt vom Boot in den Wald, und die wenigen Wege gehen hier nur bergauf und wieder bergab. Die am Wegesrand liegenden Ferienhäuser der Schweden haben echt Stil und sind in wirklich tolle Lagen positioniert. Ich frage ich mich aber wie das alles so geht ... . Vor jeder Hütte steht ein toller Volvo, zumeist liegt noch die ein oder andere tolle Yacht oder das neue Motorboot vor dem Haus, und das alles nur für die Ferienzeit vom 01. Juli bis zum ca. 15. August. Zu diesem Thema erzählte mir heute der Hafenmeister, dass die Schweden schon traditionell meist ein Boot haben, der schicke Volvo sowieso obligatorisch ist, und naja die vielen Sommerhäuser doch wirklich nichts besonderes sind - hat ja bald jeder eins! Häh?? So, morgen ist wieder viel Wind und Regen angesagt. Mal sehen ob ich wegkomme. Bevor ich den Sprung nach Finnland mache ist noch ein Zwischenstopp in Schweden (Arholma) erforderlich.

Eine Komoransiedlung. Die Bäume sind tot, gespenstisch, oder?

Auch mit Motorboot ..., dass hat doch was!

Haus, Terrasse, Ausblick, damit könnte ich leben!

Da liegt er, der Butscher.
Freitag, den 14.06.2013  (45. Tag)
Wie war das noch mit dem schlechtem Wetter und der Planung? Seit 2 Tagen hänge ich hier in Nyneshamn, erst bei Regen und jetzt bei Regen mit Gewitter und Sturm, fest. Ich werde trotzdem versuchen heute nachmittag weiter nach Ost zu kommen. Das Boot habe ich hier haushaltstechnisch auf Vordermann gebracht, die Internetsticks für die Heimatverbindung und den schwedischen Wetterbericht neu aufgeladen und auch Wasser sowie Diesel gebunkert. Die Stadt mit dem Coop kenne ich auch mittlerweile (da habe ich doch tatsächlich meine frisch gekauften Erdbeeren stehen lassen!!) und bei einer Fahrradtour ins Umland bin ich klitschenass geworden. Ein oder zwei Tage Gemütlichkeit auf dem Boot sind schön, trotzdem "unterwegs sein" ist schöner.  Insofern habe ich hier genug erlebt und freue mich auf ein neues Ziel. Um den nächsten ca. 22 Seemeilen entfernten Hafen Dalarö zu erreichen, sind doch tatsächlich 11 (!!) Seekarten im Sportbootkartenformat erforderlich. Aufgrund der Vielzahl der einzelnen Schären und Hindernisse sind diese Maßstäbe gewählt worden. Da kommt man neben dem Plotter beobachten mit dem umblättern gar nicht nach. Wahrscheinlich muss ich etwas langsamer fahren, hä,ha.

Eigentlich eher "norddeutsches Schietwetter"

Am ersten Abend habe ich hier noch gegrillt!

Für 22 Seemeilen 11 Seekarten, sowie 2 Hafenhandbücher
Mittwoch, den 12.06.2013  (43. Tag)
Gestern bin ich das erste Mal mit einer Schäre auf "Tuchfühlung" gegangen. Obwohl ich wie angekündigt den "freien Seeraum" suchte und mich ca. 6 Seemeilen östlich vor der Schärenküste Richtung Stockholm befand, wurde ich mit einem Mal von einem gewaltigen Rumpeln überrascht. Sofort aufgeschreckt offenbarte der Blick nach draussen, dass sich ca. 1,30 m unter der Wasseroberfläche ein langer Schärenfelsen befand. Ich habe sofort alle Schoten losgeschmissen und gehofft die Fahrt verlangsamt sich schnell. Doch weit gefehlt, wenn 9 Tonnen Boot bei 4 Bft. mit 6 Knoten schieben, steht der Kahn nicht gleich. Den französischen Ovnibauern sei Dank, sauste das Schwert gleich hoch, d.h. rumpelte gefühlte 20 Meter über den Felsen, löste die Bypassmechanik der Ruderanlage ebenfalls sofort aus, und ... was am besten war, der Felsen erhob sich nicht weiter zur Wasseroberfläche.  Nach einer gefühlten Ewigkeit war die Unterwasserschäre nicht mehr zu sehen, das markerschütternde Rumpeln hörte auf, und das Schwert senkte sich wieder auf Normaltiefe. Nicht auszudenken was mit einem Kielschiff passiert wäre. Butscher hat jetzt eine kleine Macke im Schwert und ich musste nur das Bypassplättchen der Rudermechanik auswechseln. Anschließend ging die 60 Seemeilen reichende Rauschefahrt weiter. Allerdings mit erhöhter Aufmerksamkeit, offenbarte ein gründlicher Blick in die Seekarte, dass dieser Felsen tatsächlich (wenn auch nur ganz klein!!) verzeichnet war. Die Lehre die ich daraus ziehe ist, mich nicht nur auf die Plotternavigation zu verlassen. Hier besteht immer die Gefahr bei der Routeneingabe "Kleinlichkeiten" zu übersehen. Liege jetzt hier im Oxelösund und fahre gleich nach Nynesham weiter. Die Flüge für Dana sind gebucht, sie kommt nach Stockholm und segelt mit mir ein paar  Tage. Am 09.07. kommt die übrige Familie, und bevor wir in den Götakanal fahren machen wir noch Stockholm und Umgebung unsicher.

Das Bypassventil der Ruderanlage. Das Plättchen links brauchte nur gewechselt werden.

Rauschefahrt in den Abend.

Hier hat die Saison noch nicht begonnen.
Montag, den 10.06.2013  (41. Tag)
So langsam stellt sich "Alltagsleben" bei mir ein. Alles bekommt seinen gewohnten Ablauf (segeln, putzen waschen tun ... keine Zeit zum auszuruhn :-) ), und manchmal frage ich mich abends, ob denn wohl noch etwas Neues kommt. Gespannt bin ich jetzt auf die Stockholmer Schären. Die sollen ganz anders sein als die Schären in denen ich mich jetzt bewege. Änhnlich wie damals mit Butscher im Mittelmeer (2008 ) stelle ich fest, wie schön und abwechselrungsreich (Tide)  die Nordsee und damit unser Heimatrevier doch ist. Anders als auf der Nordsee kann man in den Schären den Kahn nämlich nicht einfach laufen lassen. Freien Seeraum gibt es nur vor den Schären im Osten und genau da ziehts mich jetzt irgendwie hin. Habe das Bedürfnis aus der Enge der Schären heraus zu müssen. Der Schlag am Sonntag von Byxelkrog in die Schäre nach Sollbergsodde (da habe ich mich total verfahren, und bin im falschen Hafen gelandet) war ein Seeschlag nach meiner Mütze. Leider beschäftigte mich die ganze Fahrt die Frage, ob ich nicht doch besser hätte nach Visby (Godland) fahren sollen. Schlussendlich dachte ich "typisch!", da hat man alle Möglichkeiten und ist wieder nicht zufrieden, das half mir dann. In Sollbergsodde habe ich die beiden Berliner Crews wiedergetroffen. Großes Hallo und abends ein Glas Wein. Heute bin ich mit der Truppe nach Loftahammar gefahren. Eine enge Schärenstrecken von 20 Seemeilen, leider nur unter Motor. Freue mich auf Morgen (Wind und Wetter vorbehalten würde Vadder sagen ...), weil ich dann wieder in den freien Seeraum will. Suche zur Zeit ein lohnendes Ziel für die Mittsommernacht, die bekanntlich hier in Skandinavien ganz groß gefeiert wird. Die Häfen werden zu diesem Termin sehr voll sein, von daher ist es ratsam einen Tag vorher einen Liegeplatz aufzusuchen. So, und jetzt muss ich die Flüge für Dana buchen.

Da ging es durch. Nur 10 Meter breit dafür 60 Meter tief!

Hier habe ich mich schnell verduftet, wahr mir nicht geheuer!

Jeder Liegeplatz mit Sauna (ob gemischt???)
Freitag, den 08.06.2013  (38. Tag)
Ich hoffe das ist nicht überall in den Schären so. Idyllisch, beschaulich aber für Alleinreisende auch schnell eintönig. Ein bisschen "Drumherum" wär gar nicht schlecht. Vieleicht ändert es sich ja noch. Habe heute den ganzen Tag überlegt wie mein Törn weitergeht. Zur Diskussion stand einmal der Törn über Gotland in die rigaische Bucht und von dort weiter nach Estland und Finnland, oder andersherum über Stockholm und die Allandinseln nach Finnland. Für die Bucht von Riga sprach, dem Trubel der hier in Schweden in den Sommerferien wohl anfängt zu entfliehen, und natürlich auch den neuen / alten Ostblock kennzulernen. Dagegen sprach, dass mir erstens ein bisschen die Zeit wegrennt (Dana kommt Anfang Juli nach Stockholm) und das ich nahezu täglich 50 Meilen-Schläge machen müsste um rechtzeitg wieder in Stockholm zu sein. Da bleibt wenig Zeit mir tatsächlich auch etwas von Land und Leuten anzusehen. Außerdem muß ich immer damit rechnen, mal ein paar Tage witterungsbedingt pausieren zu müssen. Also habe ich mich für Stockholm und Finnland entschieden. Heute bin ich nach einem Waschtag in Figeholm mittags noch nach Byxelkrog (Nordspitze der Insel Öland) gefahren. Unter Vollzeug bei 2-3 Bft. aus der Schäre heraus, hat es mich im freien Seeraum vor der Schäre bei Bft. 6 bald umgeworfen. Ich musste sofort die Genua und das Großsegel reffen. Kurz vor Öland waren dann wieder moderate Bedingungen. Der Hafen hier ist fest in holländischer Hand. Mit einer großen Anzahl von Schiffen machen die Nachbarn aus dem Westen eine Gemeinschaftsfahrt nach Petersburg.  Wenn die alle auf dem Rückweg im Herbst nach Holland, Wangerooge als Zwischenstation einplanen, kommt nochmal ordentlich Liegegeld für den WYC zusammen :)! Viele Bootsbesatzungen sind heute in Byxelkrog am shoppen. Die Insulaner haben hier am Hafen eine Einkaufsmeile gebaut, die keine Wünsche offen lässt. Da hier noch Vorsaison (ohne Kurtaxe!!) ist, haben noch nicht alle Läden auf. Dafür ist aber das Liegegeld mit 145 Kronen (ca. 17 €) für schwedische Verhältnisse ausgesprochen günstig. Darin enthalten ist übrigens immer die Nutzung der Hafensauna!! Fortsetzung folgt, jetzt wartet ein Cola-Rum auf mich, bis bald.

Shopping-Meile am Hafen

Unsere Briefträger würden sich freuen ...

Eine Schwimmsauna für jedermann (wg. Vorsaison noch nicht im Wasser)
Donnerstag, den 07.06.2013  (37. Tag)
In Schweden war gestern Nationalfeiertag. Der ganze Ort in Kalmar war mit der schwedischen Nationalflagge und mit vielen bunten Wimpeln geschmückt. Alles zur Ehren der Krone. Für die Schweden hieß der Feiertag an einem Donnerstag auch ein langes Wochenende zu haben, dementsprechend viel am Hafen und Bahnhof los. Die Hafenorte in Schweden haben oft den Bahnhof direkt am Hafen. Das war für meinen Transfer am Montag von Oldenburg nach Simrishamn auch ganz praktisch. Ich habe übrigens am Montag alle gängigen Transportwege genutzt. Erst 170 Kilometer mit dem Auto nach Hamburg, dann ca. 800 km via Düsseldorf mit dem Flugzeug nach Kopenhagen, anschließend 220 km mit dem Zug von Dänemark nach Schweden und schlussendlich noch ca. 185 km mit den Boot von Simrishamn nach Kalmar. Heute morgen bin ich um 06:00 Uhr bei bestem Segelwetter in Kalmar losgefahren und konnte über große Strecken meiner heutigen 45 Seemeilen den CodeZero nutzen. Leider schlief der Wind kurz von Fiegeholm ganz ein. Die Tücher kamen somit kurz vor meiner ersten Schäreneinfahrt herunter, und das war gut so. Neben der sehr beeindruckenden Landschaft, flössten mir riesige Steine und Minischären direkt neben dem Fahrwasser gehörig Respekt ein. Das ist wohl erst der Anfang des Schärengürtels haben mir die Profis bedeutet. Hier muß man (ich) echt aufpassen! Hinsichtlich der städtebaulichen Bilder überwiegen jetzt die typischen Holzhäuser in den Farben rot, weiss und gelb. Ich liege hier in einem idyllischen Hafen und staune über die angrenzenden Wassergrundstücke einiger Schweden. Das ist Lebensart.! Wir haben heute abend noch gegrillt und die ersten Kämpfe mit den anrückenden Mückenschwärmen ausgefochten. Wie es morgen weitergeht weiß ich noch nicht, mal sehen ...

Da liegt er der Butscher, idyllisch oder?

Seltene Positionsaufnahme!

Einfahrt in den Schärengürtel ...
Mittwoch, den 05.06.2013  (36. Tag)
Zum Schluss wurde ich dann doch müde. Seit Dienstag früh um 04:00 Uhr war ich auf den Beinen. Um 06.50 Uhr ab Hamburg, erreichte ich Simrishamn (Schweden) gegen frühen Nachmittag. An Bord war alles in Ordnung und irgendwie hatte ich "Hummeln im Mors" und wollte weiter. Der Wind wehte mit 3-4 Bft. aus SW und damit ideal für einen langen Schlag nach Uitklippan oder weiter in den Kalmarsund. Da ich die Nacht durchfahren wollte hatte ich Tee, Gebäck und heisses Wasser für eine Tütensuppe vorbereitet. Um 16:15 Uhr hieß es dann "Leinen los." Schnell war das Reff von der Hinfahrt ausgebunden und Butscher segelte unter Groß und Genua mit 6,5 Knoten nach Nordost. So gegen 20:00 Uhr frischte der Wind auf 5-6 Bft. auf. Reffen, erst das Groß und dann auch noch die Genua, war angesagt. Wurde mir bei diesen Aktionen auch warm, kroch trotzdem ziemlich schnell die abendliche Kälte durch die leichten Klamotten. Nach dem Zwiebelprinzip rüstete ich mich bis fast zur Unbeweglichkeit mit wärmenden Klamotten auf, und saß um Mitternacht auch noch von einer dicken Wolldecke umschlungen im Cockpit. Die Selbststeueranlage tat zuverlässig Ihren Dienst und als Schutz vor der Gefahr doch länger einzuschlafen, klingelte alle 25 Minuten der Timer des I-Phones. Zusätzlich hatte ich noch den AIS- und den Radaralarm aktiviert. So fühlte ich mich sicher. Nach ca. 50 sm erreichte ich Uitklippan und entschied mich für die Weiterfahrt in den Kalmarsund. Ein vorher noch nie erlebtes Ereignis begleitete mich die ganze Fahrt. Die Sonne hatte nach einem traumhaften Untergang ein prächtiges Abendrot verbreitet. Dieses Abendrot blieb die ganze Zeit, wanderte mit meiner Fahrt über den westlichen, dann den nördlichen und schließlich den östlichen Horizont, und gipfelte in einen Sonnenaufgang so um 03:00 Uhr am Morgen. Fantastisch! Mit dem Einlaufen in den Kalmarsund blieb leider immer mehr der Wind weg, sodass ich die letzten 15 sm dann noch motoren musste. Um ca. 10:15 Uhr lief ich in den Stadthafen von Kalmar ein. Hier wollte ich nur noch festmachen und schnell schlafen, schließlich war ich jetzt ca. 32 Stunden auf den Beinen. Insgesamt waren das jetzt 102 Seemeilen in 18 Stunden. Das entspricht einem Schnitt von ca. 5,5 Knoten.

Das macht Spaß!

Sonnenuntergang auf dem Meer ...

Ein Ententeich kurz vor Kalmar

Mit diesem Stadtbild wird man in Kalmar empfangen
Montag, den 03.06.2013  (34. Tag)
"Scotty, beam me up!" Es ist schon erstaunlich wie schnell ich am Mittwoch in der Wirklichkeit gelandet bin. Von Mittwochabend bis heute nachmittag war es anstrengend, konstruktiv, schön und vor allen Dingen war es gut, dass ich hier war. Jetzt möchte ich aber wieder den Segelfaden aufnehmen und weiter Nordost segeln. Morgen früh werde ich um 06:50 Uhr ab Hamburg fliegen und voraussichtlich gegen frühen Nachmittag in Südschweden sein. Zuhause wird dann wieder Ruhe einkehren, hatte mich die Familie doch noch gar nicht wieder auf dem Plan. Aber wie gesagt: "Die Firma geht vor!" Drücke jetzt die Daumen, dass ich ohne weiteren Heimflug die nächtste Zeit genießen kann ...! Melde mich das nächste Mal von Bord.

Begegnungen im morgendlichen Dunst